The Saint

Warum muss ich es eigentlich immer übertreiben? Nachts ins Fitness-Studio zu fahren, um 2 einhalb Stunden lang zu trainieren, bis gar nichts mehr geht ist nicht normal. 25 Wodka-Red-Bull an einem Abend zu trinken ist auch nicht normal. Irgendwie muss ich immer alles bis zum Maximum ausreizen. Erst dann ist es für mich ein gutes Gefühl. Und das tue ich bei allen Dingen.
Ich weiss natürlich, dass das ein ganz schlechter Lebensstil ist und dass mich das irgendwann umbringen wird. Aber ich glaube genau das ist auch der Inbegriff am Leben zu sein. Niemand hat gesagt, dass man ewig Leben muss. Ich mag mein Leben, so wie es ist – schnell!

„Leb schnell, stirb jung und sie als Leiche gut aus“

Heute Nacht hatte ich einen wunderschönen erotischen Traum. Die weibliche Hauptrolle: meine Affäre.

Okay, die Trauerzeit ist seit heute 20.14 Uhr offiziell vorbei. Ich habe vorhin im Zug Frau J angerufen und sie gleich mal für ein Date nächste Woche klar gemacht.
Auf der Rückfahrt habe ich mich dann noch mit 2 jungen Mädchen unterhalten. Sie waren ja ganz nett, doch auch eindeutig zu jung für mich. Trotzdem es war eine nette Trockenübung!

Ab wann hat man eigentlich ein Alkoholproblem? Wie viele Biere darf man jeden Abend trinken? Ich halte mich dabei übrigens immer an meinen guten Freund R.W., der da sagt: eine gute Party, das sind für mich 2 Stripperinen und eine Flasche Tequila!

Alles ist komisch. Obwohl ich ja am Montag diese überaus schlechte Nachricht bekommen habe, spreche ich jetzt wieder öfter mit meiner Affäre. Und wir gehen ganz freundschaftlich mit einander um. Ich muss gestehen, ich bin das gar nicht gewohnt. Für gewöhnlich haben wir uns immer gegenseitig wehgetan. Jetzt ist das irgendwie anders. Trotzdem fühle ich mich komisch dabei. Ich glaube die ganze lange zeit in der wir uns wehgetan haben, hat auch eine gewisse Routine hinterlassen. Diese Routine nun zu durchbrechen ist sehr merkwürdig für mich. Ich glaube ich bin da noch skeptisch…

Ach, eins noch! Gestern sagte sie, dass ich sie ja nicht wollte, als ich sie hätte haben können. Hallo? Ich glaube da hat jemand einen kleinen Realitätsverlust. Als wir mal darüber gesprochen haben, hat sie mir doch gesagt, dass sie sich nicht von ihrem Freund trennen könnte… ihre Familie würde das nicht akzeptieren… etc.

Es gibt Tage, die möchte man einfach nicht erleben. Bei mir war heute so einer. Ich hatte ja schon erwähnt, dass meine Affäre zurück ist. Ich hatte aber auch gelogen. Sie hat mir gefehlt und ja, ich habe an sie gedacht. Doch dieser Montag war ein ganz schwarzer.
Sie sagte mir gestern, dass sie jetzt von ihrem Mann schwanger sei. Obwohl wir darüber gesprochen haben und es ja nicht ganz unvorbereitet war, war es doch ein schwerer Treffer.
Ich kann gar nicht richtig beschreiben wie ich mich fühle. Ich dachte ich würde sauer, wütend und zornig sein, doch nichts von alledem. Stattdessen ist da einfach Leere. Ein schwarzes Loch mitten in meiner Brust, das unaufhörlich jeglichen Gedanken und jegliche Emotion einsaugt. Ich denke und fühle gar nichts.
Es ist, wie auf der Intensivstation zu liegen, über einem die grellen Neonleuchten und neben einem das Surren und Piepen der Geräte. Und so liegt man da und wartet auf den sicheren Tod. Kein Gefühl der Angst, einfach nur Leere und das endlose warten.
Ich glaube, es gibt keine schlimmere Art zu streben. ausgeliefert sein und im sichern Angesicht des Todes nicht mal selbst den Zeitpunkt bestimmen zu können beraubt einen all dem, was einem zum Mensch macht.
Für gewöhnlich bin ich doch ein völlig rationaler Mensch. Ich wäge anhand von objektiven Maßstäben ab und entscheide dann, was für mich das Beste wäre. Bei dieser Frau kann ich es nicht sein. Mein Verstand sagt mir, dass ich nicht der Vater sein sollte. Aber mein Herz sagt etwas anderes. Ja, ich wäre gerne der Vater gewesen.
Warum? Das ist noch viel schwerer zu erklären. Ich glaube für eine Frau ist es nicht so ganz so wichtig, wer der Vater ist, es sind immer auch ihre Gene. Aber wir Männer sind da anders. Wenn es nicht unsere Gene hat, dann ist es eben auch kein Teil von uns. Und das kann auch unser Verstand nicht ändern. Das ist etwas das tief in uns sitzt. Etwas, was Millionen Jahre der Entwicklung ganz tief in unserem Bewusstsein verankert haben, und deshalb jeden klaren Gedanken überlagert.
Ich weiss, dass mich das viel Geld gekostet hätte, das ich auch meine Position in unserer Beziehung verloren hätte und das eben nicht mehr alles so einfach für mich wäre. Doch hätte ich die Chance dazu gehabt, ich hätte es getan.
Jetzt ist da nur diese Leere und ich kann gar nicht sagen, was ich fühle. Für heute Nacht werde ich meinen Kopf mit Alkohol und Scherztabletten betäuben.




„… auf das er erscheine denen, die da sitzen in Finsternis und im Schatten des Todes.“
Die Bibel
Lukas, Kapitel 1, Vers 79

Oh, welch freudiger Tag, endlich scheint mal wieder die Sonne. Meine Affäre hat mich auch noch nicht angerufen, aber darauf kann ich verzichten. Ich glaube wir hätten uns im Moment eh nicht viel zu erzählen. Also ich hab auf jeden fall nichts zu erzählen.

Heute bin ich zurück in mein Studienexil gefahren. Das ist ein schreckliches Gefühl. Die Stadt ist nicht mal halb so groß wie der Bezirk aus dem ich komme. Nach der Zeit in Berlin fühle ich mich, als wäre ich wieder bei der Bundeswehr und muss die Woche rumbringen. Das ist so ein Gefühl, als wenn man Koks gezogen hat und am Tag danach total depressiv ist. Ja, das beschreibt es gut… also wenn man mal Koks ausprobiert hat…

und jetzt habe ich so einen hunger...

Also, es gibt eineige Dinge dich an Berlin so richtig mag. Ich mag zum beispiel den Glamour und den Schmutz gleichzeitig. Ich mag die vielfältigkeit und diesen Urban-Style. Ich mag das einen hier keiner komisch ansieht, wenn ich im Jogger auf die Straße gehe.
Gestern war sowieso mein Glückstag. Erstmal hab ich auf meinem Mac Windows XP zum laufen gebracht, dann war ich auf dem Weg zum Hauptbahnhof und würde nett von einigen Frauen angelächelt und schließlich hab ich den Abend auch noc nett mit Frau A. verbracht.
Ach ja, und dann habe ich ein ganz sexy Wallpaper von Famke Janssen gefunden ;-)
Alles in allem ein überauserfolgreicher Tag. Und ein Tag, an dem mir beim bahnfahren bewußt wurde, wie sehr ich doch Berlin liebe...